Die Leitungsbahnen des Schmerzgefühls : und die chirurgische Behandlung der Schmerzzustände / [O. Foerster].

  • Foerster, Otfrid, 1873-1941
Date:
1927
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Credit: Die Leitungsbahnen des Schmerzgefühls : und die chirurgische Behandlung der Schmerzzustände / [O. Foerster]. Source: Wellcome Collection.

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    Rezeptoren erhöht worden ist. Andererseits werden wir später hei Besprechung der Wirkungsweise der periarteriellen Sympathektomie Tatsachen kennen lernen, die dafür sprechen, daß Anämie und angio- spastische Cyanose auch umgekehrt erregbarkeitssteigernd auf die Rezeptoren und schmerzauslösend wirken. Hier sei nur an die Schmerzen bei der Raynaud’schen Krankheit und bei anderen angiospastischen Zuständen sowie hei der Arteriosklerose erinnert, Affektionen, bei denen zwar in erster Linie wohl der Gefäßkrampf selbst schmerzhaft ist, bei denen aber auch eine Steigerung der Erregbarkeit und eine Reizung der Schmerzrezeptoren der betroffenen Gewebe selbst mit im Spiele ist. Alle Reize, welche Schmerz auslösen, mögen sie an sich noch so verschiedener, mechanischer, chemischer, thermischer oder elektrischer Natur sein, werden, wie die neueren Reiztheorien annehmen, wahr¬ scheinlich alle letzten Endes auf die gleiche Weise wirksam, dadurch daß sie an den Rezeptoren eine Verschiebung des Ionengleichgewichtes hervorrufen, wobei eine relative Vermehrung der Kaliumionen und der ihnen gleichgeordneten Basen erregbarkeitserhöhend und erregend, eine relative Vermehrung der Calciumionen und der ihnen gleichgeordneten Basen erregbarkeitsherabsetzend, lähmend, wirkt. I. Wir wollen jetzt zunächst die Frage erörtern, von welchen Stellen unseres Körpers aus Schmerz entstehen kann, welche Teile unseres Körpers Schmerzrezeptoren besitzen. Daß Kneifen, Stechen und Schneiden der Haut weh tut, ist eine Erfahrung, die ebenso alt ist, als es Menschen gibt. Der in der Haut entstehende Schmerz hat den bekannten hellen, scharfen, stechenden, schneidenden und brennenden Charakter des Oberflächenschmerzes (v. Frey). Daß aber auch die tiefen Substrate schmerzfähig sind, daß ein Knochenbruch , eine Luxation, eine Muskel- oder Sehnenzerrung, eine tiefe Phlegmone oder eine Muskelhämatom Schmerz verursacht, ist sicher eine ebenso alte Erkenntnis. Der aus der Tiefe stammende Schmerz hat im allgemeinen mehr einen dumpfen, bohrenden, spannenden Charakter (Tief enschmerz). Wir wissen heutzutage, besonders seit der Ära der Operationen unter Ausschluß der Allgemeinnarkose, daß es kaum ein Organ unseres Körpers gibt, von dem aus nicht Schmerz entstehen könnte. Vor allem haben aber die neueren histologischen Forschungen die Existenz von sensiblen Nervenendigungen in fast, allen Organen unseres Körpers auf¬ gedeckt. Bei Operationen an den Extremitäten kann man die Schmerz¬ fähigkeit der Fascien, der Sehnen, der Muskeln, der Knochen, besonders