Diagnostik und Therapie der Darmkrankheiten : nach dem heutigen Stande der Wissenschaft / bearbeitet von I. Boas.

  • Ismar Isidor Boas
Date:
1899
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Diagnostik und Therapie der Darmkrankheiten : nach dem heutigen Stande der Wissenschaft / bearbeitet von I. Boas. Source: Wellcome Collection.

    48/628 (page 32)
    » 32 Physiologische und physiologisch-chemische Vorbemerkungen. Nencki1) und Baas2) das Pancreasenzym auch auf andere Ester zerlegend ein. Auf die Pancreassaftsecretion während der Verdauung werden wir bei der Besprechung des Gesammtablaufes der Darmverdauung einzugehen haben. 3. Die Galle. Gaiie. Die Bedeutung der Galle für den Verdauungsprocess ist früher bei weitem überschätzt worden. Man kann nach dem heutigen Stande der Wissenschaft sagen, dass die Galle mehr eine exeretorische als eine secretorische Bedeutung hat, insofern ihr die Aufgabe zukommt, in der Leber aufgehäufte Stoffwechselproducte unschädlich durch den Darm zur Ausscheidung zu bringen. Es wäre jedoch zu weit ge- gangen, der Galle nur diese Aufgabe zuzuschreiben. Sie hat zweifel- los einen nicht geringen Antheil an der Darm Verdauung, speciell an der Fettverdauung. Hierüber weiter unten mehr. Die Galle zeigt bei verschiedenen Thieren verschiedene Zu- sammensetzungen, in der Leiche verhält sie sich anders als beim Lebenden, das Gallensecret, wie es aus dem Gallengang fliesst, zeigt eine andere Zusammensetzung als die Galle in der Blase. Die Menschengalle, wie man sie bei Hingerichteten unmittelbar nach dem Tode erhält, ist gewöhnlich goldgelb, mit einem Stich ins Bräunliche, doch hat man auch vielfach grüne Galle, zumal bei Ope- rationen gesehen. In den Magen gelangte Galle, wie ich sie in meh- reren Fällen von tiefer Duodenalstenose beobachtete, war stets grün; in seltenen Fällen und zwar normaler Beschaffenheit des Duodenum habe ich auch goldgelbe Beschaffenheit der Galle beobachtet. Der Geschmack der Galle ist bei verschiedenen Thieren verschieden. Die Menschen- und Rindergalle schmeckt bitter mit einem süsslichen Nachgeschmack, die Galle vom Schwein und Kaninchen dagegen hat einen rein bitteren Geschmack. Das speeifische Gewicht der Blasengalle schwankt zwischen 1001—1004. Die Reaction ist schwach alkalisch durch Soda (0,2%) und alkalisch reagirendes Natriumphosphat. Die Menge der festen Substanzen in der Fistelgalle ist in so grossem Umfange schwankend, dass Zahlen keinen Werth haben. Dasselbe gilt von der Quantität der in 24 Stunden entleerten Galle, soweit sie sich auf Gallenfisteln beziehen, da hierbei offenbar ein aliquoter und unberechenbarer Theil dem Dünndarm zu gute kommt. Uebrigens kommen, wie Stadel- 1) Nencki, a. a. 0. 2) Baas, Zeitschr. f. physiol. Chemie Bd. 14, S. 416.