Diagnostik und Therapie der Darmkrankheiten : nach dem heutigen Stande der Wissenschaft / bearbeitet von I. Boas.

  • Ismar Isidor Boas
Date:
1899
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Credit: Diagnostik und Therapie der Darmkrankheiten : nach dem heutigen Stande der Wissenschaft / bearbeitet von I. Boas. Source: Wellcome Collection.

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    Wir werden im folgenden die Darmsecretion, die Resorption, die Motilität zunächst gesondert abhandeln und im Anschluss daran den Gesammtablauf der Darmverdauung erörtern. Als Nebenproducte der Darmthätigkeit werden ferner auch noch Gährungsproducte er- zeugt, von denen ein Theil schädlich ein anderer nützlich ist. Sie sollen gleichfalls in dem Abschnitt über den Gesammtablauf der Darm- verdauung (S. 49) beprochen werden. Die secretorisclie Darmfiinction. Der Darm selbst liefert nur einen unbedeutenden Antheil an der Verdauungsarbeit mittelst des sogenannten Darmsaftes. Der wichtigste fällt dem Secrete der beiden grossen sich in den Dünn- darm ergiessenden Drüsen, der Galle und des Pancreas zu. 1. Der Darmsaft. Der Darmsaft setzt sich zusammen aus dem Secret der Brun- ner'schen und der Lieberkühn'schen Drüsen. Den Brunner- sehen Drüsen wird von Grützner1) die Fähigkeit zugeschrieben, Pepsin zu bilden, wodurch sie sich also auch functionell ganz den Pylorusdrüsen anschliessen würden. Diastatisches Ferment kommt den Brunner'schen Drüsen bestimmt nicht zu. Andere Forscher betrachten die Brunner'schen Drüsen einfach als Schleim- oder Speicheldrüsen. Besser unterrichtet sind wir über das Secret der Lieberkühn- schen Drüsen, welches mit Hilfe von Thiry'sehen oder Vella'sehen Fisteln, in einigen Fällen (Demant, Turby und Manning) auch an menschlichen Darmfisteln, studirt worden ist. Die hierbei gemachten Beobachtungen haben ergeben, dass es sich um einen hellgelben Saft handelt, der etwa 0,5% Kochsalz und ebensoviel Natriumcarbonat enthält, stark eiweiss- und mucinhaltig ist. Auf letztere Eigenschaft legt Hoppe-Seyler2) grossen Werth, insofern das Mucin eine schüt- zende Decke für die Epithelien des Darms bildet und das Gleiten der festen Massen im Darm ermöglicht und befördert. Neben dieser Eigenschaft liegt die Hauptbedeutung des Lieberkühn'schen Drüsen- secretes in seinem Gehalt an Natriumcarbonat. Hierdurch kann schnell der saure Magenchymus neutralisirt werden, ja Bunge3) ') Grützner, Pflüger's Archiv Bd. 7, S. 285. 2) Hoppe-Seyler, Physiol. Chemie. Berlin 1877—1881, S. 274. 3) Bunge, Lehrbuch der physiologischen und pathologischen Chemie. Leipzig 1887, S. 183.