Die Krankheiten der Frauen : für Ärzte und Studierende / dargestellt von Heinrich Fritsch.
- Fritsch, Heinrich, 1844-1915.
- Date:
- 1896
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Credit: Die Krankheiten der Frauen : für Ärzte und Studierende / dargestellt von Heinrich Fritsch. Source: Wellcome Collection.
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![Aetinluyir und AiKitdiuir. r,]7 So siedeln sich Culonien an in der Harnröhrcnsclilcinihuut, im Mastdarm, in der Coiijunctiva, der Cervix- und Uterusschlcimhaut. der Tubarschleimliaiit und Munds(dileimhaut Neugeborener. Während beim Mann wesenthch die Harnröhre und Blase in Be- tracht kommen, sind die Verhältnisse l)ei der Frau viel verwickelter. Hier kann der ganze Genitaltractus, wie zuerst Nöggerath be- hauptete, erkranken. Das Scheidenepithel ist zwar ein Plattenejjithel, unterscheidet sich aber von der äusseren Haut, wo der Gonokokkus schon durch ?]in- trocknen abstirl)t. durch die Feuchtigkeit der Oberfläche. Bei jugend- lichen Individuen namentlich ist die Innenfläche der Vulva nebst Scheide so weich, feucht und zart, dass der Gonokokkus genügendes Nähr- material findet. Vor der Defloration hat die Scheide fast den Charak- ter einer mit Cylinderepithel bedeckten Schleimhaut. Findet man doch z. B. bei Hämatokolpos unmittelbar nach der Operation C-ylinderepithel, das nach der Operation bei der Nachbehandlung mit Adstringentien erst in Plattenepithel übergeht. Gelangt also bei der Defloration Tripper- secret in die Scheide, so entsteht ein sehr acuter, heftiger Tripper, wegen der günstigen Verhältnisse des Nährbodens. Dass in der Urethra der Tripper beim Weibe wie lieim Manne sitzt, ist altbekannt. Es ist auch festgestellt, dass sich gerade hier, trotz des Fehlens aller Symptome, zu einer Zeit, wo man den Tripper für ausgeheilt hält, noch Gonokokken finden. Der Tripper der Scheide kommt in acuten Fällen auch bei Frauen vor, die geboren haben, verschwindet aber, namentlich bei Ausspülungen bald. Dann ist die Scheide nur der Ort, wo die von oben kommenden Trippersecrete sich aufhalten. Der Uterus ist gemäss seiner Aus- kleidung mit Cylinderepithel ein besonders günstiger Nährboden für den Gonokokkus. Die Gonokokken verbreiten sich hier in verschiedener Weise. Wie es Nöggerath lehrte, kriecht der Process auf der Schleimhaut fort bis in die Tidien, sodass eine Pyosali)inx entsteht. Letztere kann sich sehr schnell ausbilden. Aber die Kokken gelangen auch in die Tiefe. Die Mus- kulatur wird von ihnen völlig durchsetzt. Wert heim hat in Wien Prä- l)arate demonstrirt, bei denen (ionokokkenhaufen überall im I'terusparen- chym bis dicht unter dem Peritonäalüberzuge des Uterus lagen. Dal)ei ist der Uterus schmerzhaft, weich, etwas verdickt. Die Kokken gelangen auch in das Parametrium, sodass es eine Trii)i)eri)arametritis - in seltenen Fällen, und eine Trii)perperimetritis in häufigen Fällen giebt. Die Perimetritis entsteht sowohl daduich. dass Eiter direct aus dem Morsus Diaboli in den Beckenraum gelangt, als secundäre .\f- fection nach Pyosaljjinx gonorrhoica, als auch dadurch, dass (iono-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21053406_0541.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)