Ueber die Frühdiagnose des Uteruskrebses : nach einem Vortrag, gehalten am 26. Juni a. c. in der Gesellschaft für Geburtshülfe und Gynäkologie / von G. Winter.

  • Winter, Georg, 1856-1912.
Date:
[1891?]
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Credit: Ueber die Frühdiagnose des Uteruskrebses : nach einem Vortrag, gehalten am 26. Juni a. c. in der Gesellschaft für Geburtshülfe und Gynäkologie / von G. Winter. Source: Wellcome Collection.

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    auf den Uterus beschränkt; eine Erkrankung der Lymphgefässe findet sehr spät statt. Deshalb muss man eine radicale Ent¬ fernung fast aller Uteruscarcinome theoretisch für durchaus erreichbar halten. Praktisch kann man diesem Ziele nur näher kommen durch die möglichst frühe Erkennung des Leidens. Jeder Kliniker wird dieselbe Erfahrung gemacht haben, und in mir selbst hat sich bei den vielen Hunderten von Carcinomen, welche ich in der Berliner Frauenklinik sah, die Ueberzeugung festgesetzt, dass nur in einer geringen Zahl die unbemerkte Ent¬ wickelung des Leidens, in einer grösseren Zahl die Schuld der Aerzte (event. Hebamme) und in der Mehrzahl der Fälle das Publicum selbst an dem unglücklichen Ausgang Schuld ist. Um zu eruiren, wodurch eine frühzeitige Diagnose des Uteruskrebses zu ermöglichen ist, habe ich einen meiner Praktikanten, Herrn Ernst Mommsen ') aus Berlin, beauftragt, in 62 Fällen durch genaue Anamnese zu erforschen, von wem zuerst und wie lange nach Beginn des Leidens die Diagnose auf Uteruscarcinom ge¬ stellt wurde. Der Arzt, an welchen sich die Kranke zuerst wendet, ent¬ scheidet in den meisten Fällen über ihr Geschick. 6 Frauen von den erwähnten 62 Fällen holten sich ihren ersten Rath ir der Poliklinik der Königlichen Universitäts- Frauenklinik; 4 davon waren noch operabel und wurden sofort radical operirt; 2 kamen erst, nachdem sie 6 resp. 9 Monate auffallende Carcinomsymptome gehabt hatten; d. i. 66 pCt. ope¬ rabler Fälle. 47 Frauen holten sich den ersten Rath bei ihren Haus¬ ärzten, und viele davon haben — zu meinem grössten Bedauern muss ich es aussprechen — damit den Schritt ins Unglück ge- than. Von diesen Frauen kamen nur noch 82 pCt. in operablem Zustande in die Klinik. Die genaue Nachforschung (welche selbstverständlich in einer für die betreffenden Aerzte äusserst schonenden Weise vorgenommen wurde) ergab als Ursache dieser bedauernswerthen Thatsache Folgendes: Nur in etwas über der Hälfte der Fälle wurde auf Grund 1) Mommsen hat aus diesen mit grossem Fleiss und Geschick ge¬ machten Erhebungen eine Menge für die Symptome und den Verlauf des Carcinoms interessanter Thatsachen in seiner Inaugural-Dissertation, Berlin 1890, veröffentlicht. Einige der oben gemachten statistischen An¬ gaben habe ich derselben entnommen.