Ueber die Frühdiagnose des Uteruskrebses : nach einem Vortrag, gehalten am 26. Juni a. c. in der Gesellschaft für Geburtshülfe und Gynäkologie / von G. Winter.

  • Winter, Georg, 1856-1912.
Date:
[1891?]
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Ueber die Frühdiagnose des Uteruskrebses : nach einem Vortrag, gehalten am 26. Juni a. c. in der Gesellschaft für Geburtshülfe und Gynäkologie / von G. Winter. Source: Wellcome Collection.

    10/20 (page 8)
    klärte es mit den Wechseljahren; erst nach mehreren Monaten unter¬ suchte der Arzt und schickte die Kranke direct in die Klinik. Das Carcinom war inoperabel. 4. Frau Kr. Vor 6 Monaten zuerst Abgang von Blut nach der Co- habitation; Patientin geht sofort zum Arzt; dieser untersuchte nicht, ver¬ schrieb nur Medicin; vor 10 Wochen bekam Patientin plötzlich eine sehr starke Blutung, geht deshalb sofort wieder zum Arzt; dieser untersuchte abermals nicht. Den Blutungen schloss sich übelriechender Ausfluss an, wegen dessen Patientin zu einem anderen Arzte ging, welcher sie sofort untersuchte und der Klinik überwies. Das Carcinom war inoperabel. Aehnlich lauten die Berichte auch der anderen Kranken, welche trotz auffallender Symptome nicht ärztlich untersucht wurden und deshalb dem unglücklichen Schicksal anheimfielen. Wenn man auch in einer Reihe dieser Fälle eine unglaubliche Sorglosigkeit des Arztes als die Ursache davon ansehen muss, so glaube ich doch die Hauptschuld in einer ungenügenden Würdigung der Carcinomsymptome suchen zu müssen. Die Dia¬ gnose auf den Uteruskrebs kann natürlich nur durch innere Untersuchung gestellt werden. Bei jeder Kranken, welche über carcinomverdächtige Beschwerden klagt, muss dieselbe sofort vorgenommen werden. Leider stösst aber der Arzt sowohl in der guten Praxis als bei der Landbevölkerung damit auf Wider¬ stand, und nur von seiner Ueberzeugung, ob hinter den Klagen der Kranken ein schwereres Leiden versteckt liegen kann, wird es abhängen, ob er auf eine Untersuchung dringt oder ob er der Scheu der Kranken vor der Exploration nachgeben darf. Genaue Kenntniss der Symptome, an welchen die krebs- kranken Frauen leiden, ist deshalb für den Arzt von grösster Bedeutung und ist um so wichtiger, als dieselben so prägnant sein können, dass man aus ihnen allein schon die Wahrscheinlich¬ keitsdiagnose auf Uteruskrebs stellen kann. Die Symptome sind allerdings die alltäglichen Klagen der unterleibskranken Frauen, aber die Art und Weise, in welcher sie auftreten, ist oft geradezu pathognomonisch. Der Ausfluss ist bekanntlich ein so häufiges Leiden bei ver- heiratheten Frauen, oft auch bei jungen Mädchen, dass der Arzt dringend charakteristischer Anzeichen bedarf, um Verdacht auf ein Carcinom zu schöpfen. Der Ausfluss ist eine regelmässige Begleiterscheinung des Carcinoms und fehlt nur in den seltenen Fällen von ganz harten cirrhösen Formen; unter Bl Portiocarci- nomen war 12 Mal, unter Bl Cervixcarcinomen 11 Mal der Aus¬ fluss das erste Symptom, und von den 62 Kranken führte 11 Mal vorwiegend der Ausfluss dieselben zum Arzt. Der Ausfluss ist