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Credit: Ergebnisse der Physiologie / herausgegeben von L. Asher und K. Spiro. Source: Wellcome Collection.
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![Schalchern frischen Meerwassers, etwa bei einer Temperatur von 15—20° C, so beginnt derselbe alsbald mit der Expansion seiner Pseudopodien; und zwar ist die Protoplasmaströmung anfangs rein cylindrogen, nach einiger Zeit aber zeigen sich neben ihr auch die Anfänge einer sphärogenen Bewegung. Besonders hervorzuheben sind ferner die Bedingungen, unter welchen die Expansionsbewegung über die durchschnittliche Intensität hinaus befördert wird, was man als die Wirkung assimilatorischer Reize (Vervvorn [97b, S. 496]) bezeichnen kann. Solche Erscheinungen, bei denen es sich wohl um eine Verbreiterung des Stromes und Erhöhung der Geschwindigkeit handelt, sind teils bei Orbitolites, teils auch bei anderen Sarkodinen beobachtet worden. Unter gewissen Umständen können thermische, chemische, mecha- nische und elektrische Reize solche Wirkungen haben, welche bekannt sind als die Voraussetzungen einer positiven Thermo-, Chemo- und Barotaxis, sowie einer bald anodischen bald kathodischen Galvanotaxis. Wird z. B. Wasser von mittlerer Temperatur, in dem sich ein Orbito- lites befindet, um einige Grade erwärmt, so wird die cylindrogene Bewegung auf den Pseudopodien beschleunigt, also die Expansion gefördert (Verworn [96c]); ähnlich verhalten sich Amöben, bei denen erhebliche Änderungen der Strömungsgeschwindigkeit vorkommen (Verworn [97b, 400]). Ebenso findet wohl eine Begünstigung der Expansion statt, wenn man einem Rhizopoden, welcher bei beschränkter Sauerstoff zufuhr ein mässiges Pseudopodiennetz ent- faltet, reichlichen Sauerstoff zur Verfügung stellt; ferner wenn man sonstige Nahrungsstoffe, mit denen das Protoplasma noch nicht gesättigt ist, auf die Pseudopodien einwirken lässt, seien es in Wasser gelöste oder ungelöste, welche erst vom Protoplasma angegriffen werden (Jensen [01 b, S. 417]); endlich, wenn durch Berührung mit festen Unterlagen oder durch schwache Flüssigkeitsströme die mechanischen Einwirkungen der Umgebung auf das Protoplasma mässig verstärkt werden, ein Vorgang, dessen Erfolg in der Thigrnotaxis und Rheotaxis zum Ausdruck kommt. In allen diesen Fällen sind es gewissermassen günstige Veränderungen der durchschnittlichen Lebens- bedingungen, welche als assimilatorische Reize wirken.') Dies ist nicht mehr der Fall, wenn z. B. eine Amöbe,2) welche im Wasser kriechend von einem konstanten elektrischen Strome durchflössen wird, an dem der Kathode zu- gewandten Körperpol eine Steigerung ihrer Expansionsbewegung erfährt (Ver- worn [97b, S. 424]); denn elektrische Ströme von merklicher Stärke gehören nicht zu den normalen Lebensbedingungen der Sarkodinen. Endlich ist noch auf gewisse Änderungen der äusseren Bedingungen hinzuweisen, durch welche der Typus der Pseudopodienbildung einer Sarko- dinenart modifiziert werden kann. Verworn (97a, S. 189 f.) fand, dass 1) Vergl. hierüber Verworn (97 b, S. 352). 2) Das Gleiche scheint auch für manche Retikularien zu gelten, wie Verworns Be- obachtungen (96a, S. 424 ff.) vermuten lassen.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21286486_0034.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)