Anleitung zur qualitativen chemischen Analyse : oder die Lehre von den Operationen, von den Reagentien und von dem Verhalten der bekannteren Körper zu Reagentien ... / Für Anfänger und Geübtere bearbeitet von dr. C. Remigius Fresenius ; mit einem Vorwort von Justus von Liebig ; mit in den text eingedruckten Holzstichen.
- Fresenius, C. Remigius, 1818-1897.
- Date:
- 1874
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Credit: Anleitung zur qualitativen chemischen Analyse : oder die Lehre von den Operationen, von den Reagentien und von dem Verhalten der bekannteren Körper zu Reagentien ... / Für Anfänger und Geübtere bearbeitet von dr. C. Remigius Fresenius ; mit einem Vorwort von Justus von Liebig ; mit in den text eingedruckten Holzstichen. Source: Wellcome Collection.
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![§. 233.] Morphin. Salpetersäure enthaltenden Schwefelsäure*) und dann 2 bis 3 Tropfen Wasser zu, so erfolgt violettrothe Färbung (gelindes Erwär- men begünstigt die Reaction), und bringt man endlich 4 bis 6 linsen- grosse Stückchen pulverfreien Braunsteins oder ein Körnchen chromsaures Kali (Otto) hinzu, so färbt sich die Flüssigkeit inten- siv mahagonibraun. Verdünnt man dann in einem abzukühlenden Proberöhrchen mit 4 Theilen Wasser und fügt Ammon zu, bis fast neutral, so entsteht eine schmutziggelbe Färbung, die beim Ueber- sättigen mit Ammon brauuroth wird, ohne einen bemerkenswerthen Niederschlag abzusetzen (J. Erdmann). — Nach A. Husemann**) tritt die Violettfärbung der schwefelsauren Morphinlösung durch Salpetersäure erst ein, wenn das Morphin eine Veränderung erlitten hat. Sie erfolgt sogleich, wenn man die Auflösung in concentrii’ter Schwefelsäure über 100° (aber ohne Ueberschreitung von 150°) er- hitzt. Lässt man nach dem Erkalten einen Tropfen Salpetersäure in die Lösung fallen, so entsteht prachtvolle dunkel violette Färbung, die sich .am Saume mehrere Minuten hält, im Centrum aber bald in ein dunkles Blutroth übergeht, welches allmählich, aber ziemlich lang- sam, blasser wird. Unterchlorigsaures Natron wirkt wie Salpeter- säure. — Beim Erhitzen des Morphins mit Schwefelsäure über 150° C. tritt eine vorübergehende hellroth-violette und endlich eine schmutzig grünliche Färbung ein. Trifft eine solche überhitzte und gefärbte Morphinlösung nach dem Erkalten mit Salpetersäure zusammen, so erhält man keine blauviolette, sondern sogleich rothe Färbung. 8. Bringt man zu einer Auflösung von Molybdänsäure in concen- trirter Schwefelsäure (5 Milligramme molybdänsaures Natron auf 1 CC. concentrirte Schwefelsäure), welche sich zweckmässig in einer kleinen Porzellanschale oder einem Uhrglase befindet, Morphin oder ein Morphinsalz in trocknem Zustande und mischt mit einem Glas- stäbchen, so entsteht sofort eine prächtig rothviolette Färbung, die jedoch nach einiger Zeit schmutzig grünlichbraun wird. Bei weiterer Lufteinwirkung färbt sich die Flüssigkeit vom Rande aus intensiv dunkelblau, welche Färbung sich stundenlang erhält (Frühde***). Setzt man zu der blau gewordenen Flüssigkeit Wasser, so verschwin- det die blaue Färbung und man erhält eine schwach trübe, schmutzig braune Flüssigkeit, welche — filtrirt — ein braunes Filtrat liefert. (Unterschied von Salicin.) 9. Neutrales Eisenchlorid färbt concentrirte neutrale Lösungen von Morphinsalzen schön dunkelblau. Freie Säure macht die Fär- bungverschwinden. Enthalten die Lösungen thierische oder vegeta- *) Die Säure ist auf folgende Art zu bereiten : Man nehme 6 Tropfen einer Sal- petersäure von 1,25 spccif. Gewicht und mische sie mit 100 CC. Wasser. Davon lasse man 10 Tropfen zu 20 Grm. reiner concentrirter Schwefelsäure fliessen. — **) Zeitsehr. f. analyt. Chem. 3. 150. — ***) Ebend. 5, 214. Fresenius, qualitative Analyse. 23](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b28126774_0463.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)