Krankheiten des nervensystems.

  • Adolph Strümpell
Date:
1884
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Credit: Krankheiten des nervensystems. Source: Wellcome Collection.

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    Von seltneren Initialerscheinungen werden wir unten das Doppelt- sehen (durch Lähmung gewisser Augenmuskeln bedingt), die Abnahme der Sehkraft {Atrophie des Opticus) und gewisse Sensibilitätsstöruiujen der Haut (Analgesie) noch kennen lernen. Zuweilen treten auch leichte Stallungen der Harnentleerung schon ziemlich frühzeitig auf. Xachdem dieses erste Stadium der Krankheit sehr verschieden lange Zeit (wenige Monate bis 2—5—20 Jahre) gedauert hat, beginnt das zweite Stadium, welches man gewöhnlich als das atactische Stadium der Tabes bezeichnet. Der Beginn dieses Stadiums kennzeichnet sich durch das Auftreten von Gehstörungen. Der Gang wird schwieriger, unsicherer und be- kommt gewisse Eigenthümlichkeiten, welche wir unten näher beschreiben werden. Die genauere Untersuchung zeigt, dass die Gehstörung nicht auf einer Parese der Muskeln, sondern auf einer Coordinationsstörung, einer Atascie der unteren Extremitäten beruht. Meist steigert sich dieses Symptom sehr langsam bis zu dem Grade, dass die Kranken nur mühsam und schliesslich gar nicht mehr gehen können. Nicht selten (fast immer aber erst nach Jahren) tritt später auch eine Ataxie der oberen Extremitäten ein. Ausser den fortbestehenden Symptomen des ersten Stadiums treten jetzt neben der Ataxie häufig stärkere Sensibilitätsstörmigen auf. Die Kranken haben ein Gefühl, als wenn sie auf Wolle, Filz oder dgl. gingen. Schliessen sie die Augen, so tritt starkes Schwanken des ganzen Kör- pers ein {„Romberg'sches Symptom'^). Die objective Untersuchung der Sensibihtät ergiebt nicht selten eine deutliche Abnahme des Tastsinns, der Schmerzempßndung oder andere Empfindungsstörungen (s. u.). Be- sonders oft zeigt sich eine Abnahme des Muskelsiniis. Die Stallungen der Harnentleeru7ig werden allmähhch stärker und sehr häufig bildet sich allmählich eine Ci/stitis aus. Auch dieses Stadium kann Jahre lang bestehen. Zuweilen scheint die Krankheit still zu stehen, manch- mal zeigen sich kleine Remissionen, dann wieder neue Verschhmme- rungen des Zustandes. Das dritte Stadium, das Endstadium der Krankheit, entmckelt sich dann, Avenn die Kranken nicht schon vorher einem intercurrenten Leiden erlegen sind. Die Erscheinungen sind dieselben, wie im letzten Stadium der meisten anderen chronischen Rückenmarkskrankheiten. Die Kranken werden allmähhch immer elender und hülfsloser und sind schHesslich ganz an ihr Lager gefesselt. Die Ataxie ist sehr hochgTadig und zu- weilen bilden sich jetzt auch Furesen aus, welche sich zu einer wirk- hchen Lähmung der Beine steigern können. In diesen (keineswegs hau-